Er ist Leiter des Grönemeyer Instituts für Mikrotherapie und Bruder von Sänger Herbert Grönemeyer. In seinem neuen Buch mit dem Titel „Weltmedizin“ spricht sich Prof. Dietrich Grönemeyer für eine pragmatische, integrative Medizin aus, die die moderne Medizin mit traditionellen Heilmethoden verbindet. Seiner Einschätzung nach neige die moderne Hightech-Gesellschaft dazu, alles Überkommene „wissenschaftlich gering zu schätzen“ oder gar über Bord zu werfen. Phänomene, die mit modernen Methoden nicht erklärbar seien, einfach abzutun oder als „unwissenschaftlich“ zu kennzeichnen, hält der Star-Mediziner für voreilig.
Kritik dieser Art wird von Vertretern der konventionellen Medizin gebetsmühlenartig gegenüber der Homöopathie vorgebracht. Grönemeyer dagegen meint, es wäre besser, die Vielfalt der Heilsysteme als eine gewisse Einheit zu begreifen, ggf. als Ursprungsbecken, aus dem heraus sich die heutige Medizin entwickelt habe. Er will den Wert der Erfahrungsheilkunde für die moderne Medizin nutzen, ihre Wirkung nachweisen und Methoden nicht nur deshalb in den „Orkus der Medizingeschichte versenken“, weil ihr Wirkungsmechanismus – wie zum Beispiel bei der Homöopathie – nicht erklärbar sei. Grönemeyer zeigt sich überzeugt, dass Medizin ohne eine Geringschätzung oder Missachtung traditioneller Heilkunde wissenschaftlich orientiert betrieben werden kann.
Der Radiologe Grönemeyer kritisiert, dass es in der modernen Medizin kaum noch Zeit für einen hingewandten Austausch zwischen Arzt und Patient gibt. Er fordert einen ganzheitlichen Blick auf den Menschen und stellt heraus, dass sowohl der Professor am Universitätsklinikum wie der kräuterkundige Indianer Recht haben, wenn es ihnen gelingt, einen Verletzten zu heilen. Der Einsatz von Heilpflanzen gehöre zu den ältesten Formen der Therapie. Bis heute vertraut ihr zwei Drittel der Weltbevölkerung. Mehr als 20.000 heilpflanzliche Mittel würde verwendet. Auch wenn ihre Wirkung nicht vollständig wissenschaftlich erklärt werden könne, so seien sie doch lange Zeit durch Überlieferung der Volksmedizin erprobt. Der gesammelte Erfahrungsschatz sei größer, als der bei synthetisch hergestellten Medikamenten. Und: Nicht jeder Geheimnis-Schleier müsse gelüftet werden, um von ihm zu profitieren. Letztlich seien Ärzte angehalten, keine Methode auszuschließen einzig aus dem Grund, weil damit unerklärbare Erfolge erzielt werden können. Grönemeyer setzt damit auch einen Seitenhieb in Richtung der Skeptiker, die die Homöopathie allein deshalb ablehnen, weil ihr Wirkungsmechanismus – wie übrigens lange Zeit auch bei Aspirin – noch nicht entschlüsselt werden konnte.
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