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In der Debatte um die Homöopathie zeigt sich immer wieder eine Verkürzung des Begriffs der Evidenz einzig auf den Nachweis eines eindeutig kausalen Wirkungszusammenhangs. Demnach seien nur solche Therapien und Wirkstoffe anzuwenden, die ihre Wirksamkeit im Rahmen von Placebo kontrollierten, randomisierten Studien (RCT) nachweisen konnte. Weil es im Vergleich zur konventionellen Medizin in Bezug auf die Homöopathie weniger Studien mit hoher Evidenz gibt, dient dies Homöopathie-Kritikern als Angriffsfläche gegen dieses alternative Behandlungsverfahren. Vertreter der evidenzbasierten Medizin jedoch betonen, dass solche Studien allein nicht ausreichen, um Evidenz zu begründen. Sie ersetzen nicht die ärztliche Expertise, sondern unterstützen und stärken sie. Zudem spielten die Perspektive des Patienten und seine Therapiefreiheit im Zusammenhang mit Evidenz eine Rolle. Mit anderen Worten: Medizin läuft selten nach „Schema F“ ab.
Dabei ist keinesfalls eine Art Hierarchie der Evidenz herzustellen, an deren Spitze randomisierte klinische Studien (RCTs) und ihre Metaanalysen stehen und denen Erfahrung und Patientenwunsch zu folgen haben. Vielmehr kann eine individuelle Therapieentscheidung nicht einzig und allein davon abhängig sein, ob es zur jeweiligen Therapie hochwertige RCTs gibt. Es gilt, RCTs stets kritisch zu bewerten und durch ärztliche Expertise und den Wunsch des Patienten zu vervollständigen, um zu einer Therapieentscheidung auf Basis der ärztlichen Beurteilungs- und Entscheidungsautonomie zu kommen. Zu bedenken ist außerdem: RCTs sind nicht fehlerfrei. Sie haben einen sogenannten Kommerzbias. Häufig beschäftigen sie sich mit teuer vermarktbaren Therapien oder mit Massenerkrankungen. Billige, nicht pharmakologische oder hochkomplexe Therapien stehen hingegen seltener im Mittelpunkt von RCTs, unabhängig vom therapeutischen Wert für den Patienten. Darunter leidet auch der Forschungsstand zur Homöopathie. Zudem sind die Ergebnisse von RCTs selten eins zu eins auf den Praxisalltag übertragbar.
Das Konzept der Integrativen Medizin, die konventionelle mit komplementären Therapieansätzen wie der Homöopathie kombiniert, ist eine Therapieform, die der Individualität von Patienten am ehesten gerecht wird. Sie ersetzt keinesfalls die externe Evidenz, die Verfahren anhand von RCTs abbilden. Doch sie verfolgt keine Hierarchie von Methoden, bezieht die Erfahrung des Arztes und den Wunsch des Patienten mit ein. Auch Therapien, die sich auf eine hohe Evidenz stützen, helfen längst nicht allen Patienten. Umso wichtiger ist es, auf die Urteils- und Entscheidungsfreiheit des Arztes zu bauen. Die gute Erfahrung, die tagtäglich viele Ärzte und Patienten mit der Anwendung der Homöopathie machen, begründet also, neben hochwertigen Studien zu ihrer Wirksamkeit, ihren berechtigten Stellenwert in der Medizin.
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